Meine Reise durch Südafrika und was ich gelernt habe
Unendliche Weiten, atemberaubende Strände, Antilopen auf jedem Wanderweg und eine unglaublich diverse Kultur. Das ist die eine Seite von Südafrika. Armut, Menschen auf Autobahnen, Townships, bettelnde Kinder, Elefanten ohne Stoßzähne. Das ist die andere Seite von Südafrika. Was ich als angehende Psychologin daraus für Lehren ziehe, könnt ihr in diesem neuen Blogartikel lesen.
Anfang Februar ging es für mich von Frankfurt aus in den Flieger in Richtung Kapstadt. Ein Nachtflug und leider kein besonders angenehmer. Ich war unvorbereitet, ohne Nackenkissen und auch ohne eine dicke Jacke (denn im Flieger ist die Klimaanlage gerne einmal zu kalt eingestellt). Doch das alles war egal, als ich morgens endlich aus der Tür des Flughafens in Kapstadt herauslief: 25 Grad, volle Sonne und ein leichter Wind. Das war dann schon ein komischer Kontrast zum kalten, regnerischen Deutschland. Wunderbar! Denn für die nächsten drei Wochen war die „Garden Route“ geplant. Die Garden Route in Südafrika eine der beliebtesten Fahrstrecken und zählt weltweit zu den besten Roadtrips.
Die ersten drei Tage erkundete ich Kapstadt und den Tafelberg. Aber raufklettern, so wie ich mir das vorgestellt hatte, war leider nicht möglich, denn dafür ist der Berg viel zu steil. Dennoch gibt es Wanderrouten, die bis nach oben führen. Ich habe mich dann für die Seilbahn entschieden, was mir viele schöne Perspektiven aus der Luft ermöglichte. Oben hatte ich dann einen atemberaubenden Blick über die Stadt am Fuße des Berges und das umliegende Gebirge.
Nach Kapstadt ging es weiter in Richtung „Addo Elephant Park“. Einfache Autopausen waren nicht so einfach zu machen, wie man das aus Deutschland kennt. Warum? Fast überall laufen wilde Äffchen herum, die sogar wissen, wie man eine Autotür aufbekommt. Aber das war noch die kleinere Sorge. Durch eine Arbeitslosenquote von 40 % dominiert leider sehr viel Armut das Land. Nicht selten werden Autos aufgebrochen oder sogar mit Personen darin überfallen. Daher galt auch für uns stets: Türen verschließen und nur auf Parkplätzen parken, an denen sogenannte „Car Watcher“ auf die Autos aufpassen. Für einen Lohn von umgerechnet 30 Cent stehen diese Menschen den ganzen Tag in der brütenden Hitze, um ein bestimmtes Auto zu beobachten. Die Car Watcher sind fast ausschließlich schwarze Menschen, denen berufliche Alternativen fehlen. Im Gegensatz dazu findet man weiße Menschen in anderen Berufen und Positionen. Die Nachwirkungen der Apartheid sind anhand dieses Beispiels also bis heute deutlich beobachtbar.
Solche Missstände haben mich traurig gestimmt. Und auch beim Vorbeifahren an riesigen Townships (laut Duden eine von Farbigen bewohnte städtische Siedlung in Südafrika) wird man sehr nachdenklich. In den Townships leben ganze Familien auf kleinstem Raum in selbstgebauten Wellblechhütten. Wenn ich diese Zeilen hier gerade schreibe, wird mir wieder richtig bewusst, wie privilegiert ich doch bin. Und wie dankbar ich sein sollte, täglich etwas zu essen zu haben sowie ein richtiges Dach über dem Kopf. Sollte ich vielleicht dankbarer sein, als ich bisher war? Konnte ich die Annehmlichkeiten meines Lebens bisher überhaupt richtig schätzen? Die Menschen in Südafrika haben so wenig und wirkten dennoch häufig sehr glücklich im Kontakt mit mir. Vielleicht schätzen sie das, was sie haben, noch mehr und streben nicht durchgehend nach mehr?
Doch nun wieder zurück zu der anderen Seite von Südafrika: Ich war ja vor allem auch hier, um auf Safari zu gehen. Ich wollte schon als kleines Mädchen wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Und als ich dann im Addo Elephant Park nach nur 5 min plötzlich einen riesigen Elefanten aus dem seitlichen Gestrüpp auf mein Auto zulaufen sah, war ich erst einmal geschockt. Wird er das Auto umwerfen? Das war nur einer von vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, während dieser gigantische Elefantenbulle schnurstracks auf das Auto zu kam. Zum Glück war der Elefant kaum an mir und dem Auto interessiert und lief einfach seitlich vorbei. Was für ein Erlebnis!
Gut zu wissen: Im Addo Elephant Park brauchen die Besucher keinen Ranger, sondern man darf selbst mit dem Auto auf Safari gehen. Im Laufe des Tages konnte ich dann eine Vielzahl von Tieren sehen und deren unglaubliche Schönheit bestaunen: Zebras, Antilopen, Büffel und sogar Wildschweine. Ein persönliches Highlight war natürlich das Beobachten von Baby-Elefanten, die Schutz bei erwachsenen Elefanten suchten, jedoch auch eifrig herumtollten. Am Ende des Tages hatte ich so viele Eindrücke gewonnen, dass ich dankbar war, um meinem Gehirn in der Nacht dich Möglichkeit zu geben, alles zu verarbeiten. Und dankbar war ich vor allem für Eines, nämlich dass ich so eine Safari erleben durfte.
Rückblickend habe ich in den drei Wochen so viel gesehen und erlebt, dass es längst nicht in einen Blogartikel passt. Dennoch hoffe ich, dass ich hiermit einen kleinen Einblick in meine Reise gewähren konnte. Jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, habe ich mir fest vorgenommen in Zukunft öfter auch die kleinen Dinge des Alltags bewusst wahrzunehmen und für diese dankbar zu sein. Dafür habe ich mir ein kleines Ritual überlegt: Ich überlege mir jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Dinge, für die ich am Tag dankbar bin. Dankbar für die klein(st)en Dinge zu sein, das ist sicherlich das schönste Mitbringsel aus Südafrika für mich.
Lara Felicia Harth
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