
Mut wächst leise: Angststörungen erkennen und verstehen
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Einleitung
Angst gehört zum Leben für alle Menschen dazu – sie schützt, warnt und hält uns wachsam für unsere Umgebung. Dabei zeigt sie sich oft auf vielfältige Weise, auch bei Kindern und Jugendlichen: Ein mulmiges Gefühl vor der Schulaufführung, Nervosität vor der Klassenarbeit oder Unsicherheit und Zögern beim Kennenlernen neuer Freunde. Häufig bleibt es bei diesen vorübergehenden Momenten. Doch nicht jede Angst ist nur vorübergehend. Bei manchen Kindern wächst die Angst so stark, dass sie den Alltag einschränkt, den Schlaf stört und soziale Kontakte erschwert.
In diesem Blogartikel erfahren Sie mehr über die Angst. Sie werden Angst besser zu verstehen und gelegentliche Angst von einer möglichen Angststörung unterscheiden. Wie entstehen Ängste? Warum halten sie sich so hartnäckig? Und welche Wege gibt es, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, Mut zu entwickeln? Denn Mut wächst leise – oft in kleinen Schritten, begleitet von Verständnis, Geduld und gezielter Unterstützung.
Wann Angst normal ist – und wann sie problematisch wird
Angst ist eine normale Reaktion auf unbekannte, herausfordernde Situationen. Sie hilft, sich auf Neues vorzubereiten und Risiken einzuschätzen. Jedem fallen Situationen ein, in denen er schon einmal Angst gespürt hat. Ein Leben ohne Angst gibt es nicht, denn Angst ist ein Alarmsystem, das uns in Gefahr schnell handeln lässt. Angst beschreibt die Erwartung eines bedrohlichen Ereignisses und geht mit starker Unruhe einher. Angst ist somit ein Alarmsignal, der Körper bereitet sich auf schnelles Handeln vor. Angst gehört zu den universellen Grundgefühlen: Der Gesichtsausdruck wird in nahezu allen Ländern der Welt sehr ähnlich interpretiert (Steinhausen, 2006).
Normale Ängste dienen entwicklungspsychologisch betrachtet der Sicherheit. Typischerweise sind diese Ängste vergleichsweise mild, altersspezifisch und vorübergehend, zudem stehen sie im Zusammenhang mit der kognitiven Entwicklung des Kindes. Bei Kindern treten bereits ab einem Alter von sieben Monaten erste Anzeichen von Angst auf. Häufig zeigen Säuglinge Angst vor Fremden sowie ab acht Monaten Trennungsangst von wichtigen Bezugspersonen. Weitere kindliche Ängste sind im Vorschulalter die Angst vor Geistern und Monstern, in der Grundschule fürchten sich Kinder eher vor Tieren und Dunkelheit. Im weiteren Schulverlauf berichten Kinder und Jugendliche häufiger von Ängsten, die mit Problemen des realen Lebens zusammenhängen, wie etwa Herausforderungen in der Schule (Angst vor Klassenarbeiten) oder Angst um die eigene Gesundheit und die wichtiger Bezugspersonen (Schmidt-Traub, 2020).
Problematisch wird Angst dann, wenn sie zu häufig und zu lange auftritt, man wegen der Angst Situationen vermeidet, sie körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen verursacht oder wenn kindliche Ängste in einer nicht der Entwicklung angemessenen Altersstufe auftreten (z. B. wenn ein Grundschulkind weiterhin starke Trennungsängste zeigt) (Steinhausen, 2006).
Der entscheidende Unterschied liegt also nicht in der Existenz von Angst, die immer ein natürlicher Teil der Entwicklung ist, sondern in Intensität, Dauer und Einfluss auf das tägliche Leben. Angst verschwindet von selbst, problematische Angst bleibt bestehen, übernimmt die Kontrolle und kann das Kind in seiner Entwicklung erheblich einschränken (Schmidt-Traub, 2020; Steinhausen, 2006). Wichtig in der Therapie ist, dass es nicht darum geht, dass die Kinder und Jugendlichen keine Angst mehr haben. Im Gegenteil: Es geht darum, mit der Angst zu leben und zu lernen, sie zu bewältigen (Büch, 2020).
Angst hat viele Gesichter
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Studien zeigen, dass zwischen 6 und 20 % aller Kinder und Jugendlichen im Laufe ihrer Entwicklung an einer Angststörung leiden, die behandlungsbedürftig ist. Damit sind Ängste bei Kindern und Jugendlichen keine Seltenheit, dennoch werden sie häufig übersehen aufgrund einer schleichenden Entwicklung.
Innerhalb der Angststörung kann zwischen verschiedenen Formen unterschieden werden, je nachdem, wie sich die Angst bei den Kindern und Jugendlichen zeigt. Zu den häufigsten Formen bei Kindern und Jugendlichen gehören die folgenden Ängststörungen.
- Trennungsängste
- Soziale Ängste
- Spezifische Ängste
- Panikstörungen
- Agoraphobie
- Generalisierte Angst
Für Kinder werden hierfür die entsprechenden kindheitsspezifischen Diagnosen verwendet, die sich hinsichtlich der Symptomatik leicht von den Diagnosen des Erwachsenenalters unterscheiden. Bei Jugendlichen oder bei Kindern, deren Ängste nicht in der frühen Kindheit erstmalig auftraten, werden meist die Diagnosen des Erwachsenenalters verwendet. Bei Angststörungen zeigt sich, dass häufig mehrere Ängste gleichzeitig vorliegen (in bis zu 30% der Fälle), etwa das gemeinsame Auftreten von Trennungsangst und einer spezifischen oder sozialen Phobie. Weiter treten manchmal zusammen mit den Ängsten depressive Störungen (bis zu 30%) auf. In der Adoleszenz zeigt sich zudem ein höherer Zusammenhang zu Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Bei Trennungsängsten zeigt sich ein stärkerer Zusammenhang zu ADHS (bis zu 25%) und Störungen des Sozialverhaltens (bis zu 30%). Angst kommt als Symptom in weiteren Krankheitsbildern vor, etwa bei Belastungsstörungen, wie Anpassungsstörungen, bei Zwangserkrankungen, aber auch bei körperlichen Erkrankungen, wie Herzkrankheiten oder Atemwegserkrankungen (Merikangas et al., 2011).
Kinder neigen dazu, ihre Ängste eher auf äußere Dinge oder Situationen zu beziehen und konkrete Ursachen für ihre Ängste zu sehen, während Erwachsene ihre Ängste oft als übertrieben empfinden und sich stärker von ihnen beeinflussen lassen. Im Vordergrund von Angststörungen stehen emotionale Symptome, etwa übermäßige Sorgen, Anspannung, innere Ruhe und ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Typische körperliche Symptome einer Angststörung sind Herzklopfen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafschwierigkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten und Zittern. In Bezug auf die Trennungsangst kontrollieren Kinder und Jugendliche häufig, ob die Bezugsperson noch anwesend ist und zeigen eine anhaltende Angst, wenn sie alleine sind. Exzessives Weinen, Schreien, Rückzug, aber auch oppositionelles Verhalten können ein Anzeichen für Vermeidungsverhalten sein (Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Angststörungen verlaufen sehr unterschiedlich und die Symptome können sich mit dem Alter verändern, jedes Kind und jeder Jugendliche erlebt Angst anders. Entscheidend ist nicht, dass die Angst auftritt, sondern wie stark, wie häufig und wie einschränkend sie ist.
Wie entsteht Angst? Ursachen und Risikofaktoren
Angst entsteht aus einem Zusammenspiel vieler Faktoren: Biologische, psychologische und soziale Einflüsse wirken zusammen und bestimmen, wie stark Kinder und Jugendliche auf die belastende Situation reagieren. Wird diese Reaktion zu häufig oder zu intensiv ausgelöst, kann sich daraus eine Angststörung entwickeln (Petermann & Ulrich, 2021).
Studien zeigen, dass es einen genetischen Anteil am Verhaltensmerkmal der Ängstlichkeit gibt, einige Kinder und Jugendliche also insgesamt ängstlicher sind als andere. Kinder mit einem ängstlichen Temperament haben häufig zwei Persönlichkeitseigenschaften, die einen Risikofaktor für Angststörungen bilden – sie sind eher scheu und nehmen körperliche Missempfindungen stärker wahr. Bezogen auf Panikstörung, Agoraphobie und Trennungsangst zeigen sich zudem Anzeichen genetischer Faktoren für die Entstehung einer Angststörung. Das bedeutet nicht, dass ein Kind automatisch eine Angststörung entwickelt, wenn ein Elternteil ängstlich ist oder selbst eine Angststörung hat. Aber es kann sein, dass die Kinder und Jugendlichen eine ähnliche Empfindsamkeit mitbringen und deshalb stärker auf Belastungen reagieren (Schneider & Margraf, 2021; Weninger, Nestler & Schulze, 2020). Kinder lernen am Modell durch Beobachtung, sie übernehmen Glaubenssätze der Eltern und anderer wichtiger Bezugspersonen. Die Übertragung von Glaubenssätzen und Gedanken von Eltern im Rahmen der Erziehung hat Einfluss auf die Entwicklung der Kinder. Ängstliche Eltern verstärken unbewusst ängstliches und vermeidendes Verhalten bei ihren Kindern (Petermann & Ulrich, 2021).
Wie Kinder und Jugendliche lernen, mit Angst umzugehen, hängt stark von ihrem Umfeld ab. Eltern, Schule und Freundeskreis prägen, wie sicher oder überfordert sie sich in der Welt fühlen. Ein liebevolles, stabiles Umfeld kann Ängste abfedern, während ständiger Druck, Überforderung oder familiäre Konflikte sie verstärken können. Auch elterliches Verhalten spielt eine Rolle: Kinder beobachten genau, wie Erwachsene mit Stress umgehen. Wenn Eltern Ängste vermeiden oder sich schnell sorgen, übernehmen Kinder und Jugendliche oft unbewusst ähnliche Strategien (Schneider & Blatter-Meunier, 2021; Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Angst kann somit erlernt werden und hält sich dann häufig hartnäckig – selbst wenn die Kinder und Jugendlichen längst wissen, dass keine echte Gefahr besteht. Dies kann nach Schneider & Blatter-Meunier (2021) mit der Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer (1960) erklärt werden, die beschreibt, wie Angst entsteht und warum sie bestehen bleibt, auch wenn sie eigentlich unbegründet ist. Angst entsteht durch Lernen, meist durch Erfahrungen. Wenn etwas Unerwartetes oder Bedrohliches passiert, verbindet das Gehirn diese Situation mit dem Gefühl von Angst. Hier kommt der zweite Faktor ins Spiel: Die Angst bleibt bestehen, weil die Situationen, die Angst auslösen könnten, vermieden werden. Mit jeder Vermeidung wird die Angst stabiler, wodurch stärker vermieden wird – ein Teufelskreis. Später wurde zur Entstehung der Angst noch ergänzt, dass wir für bestimmte Ängste „vorbereitet“ sind – das nennt sich Preparedness-Theorie von Seligman (1971). Sie besagt, dass wir evolutionär dazu neigen, auf manche Reize schneller mit Angst zu reagieren, weil sie für unsere Vorfahren tatsächlich gefährlich waren. Das erklärt auch, warum viele Menschen – auch Kinder – eher Angst vor Spinnen, Schlangen oder Dunkelheit entwickeln als vor Steckdosen, Autos oder glatten Böden. Unser Gehirn reagiert also auf uralte Warnsignale, die früher überlebenswichtig waren (Petermann & Ulrich, 2021; Rinck & Becker, 2020; Schmidt-Traub, 2020).
Behandlungsmöglichkeiten: Mut fördern und die Angst besiegen
Angst ist ein lebenswichtiges Warnsystem. Sie zeigt, dass ein Kind oder Jugendlicher sich unsicher und überfordert fühlt. Eltern sollten Angst daher als Hinweis darauf sehen, dass ihr Kind Unterstützung und Verständnis braucht (Schmidt-Traub, 2020).
Es geht nicht darum, Angst zu unterdrücken, sondern sie zu verstehen. Kinder lernen, dass Angst kommen und gehen darf – dass sie spüren dürfen, was sie fühlen und dass sie Wege finden können, Schritt für Schritt damit umzugehen. Wer Angst einfach vermeiden möchte, verstärkt sie oft ungewollt. Besser ist es, Kindern und Jugendlichen Mut zu machen, sich ihren Ängsten langsam zu nähern, immer mit dem Gefühl, dass sie sicher und begleitet sind (Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Die sogenannte Angstkurve beschreibt, wie sich Angst normalerweise verhält: Sie steigt an, erreicht einen Höhepunkt, und fällt dann von selbst wieder ab, wenn man bleibt und erlebt, dass nichts Schlimmes passiert. Viele Kinder und Jugendliche machen die Erfahrung, dass die Angst gar nicht endlos wächst, sondern mit der Zeit nachlässt. Dieses Durchhalten, das bewusste Aushalten, stärkt das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, mit Angst umzugehen (Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Wenn Ängste sehr stark werden oder über längere Zeit bestehen, kann professionelle Unterstützung helfen. Besonders hilfreich ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der Kinder lernen, ihre Gedanken, Gefühle und ihr Verhalten besser zu verstehen und Schritt für Schritt neue Erfahrungen zu machen. Nachdem mit den Kindern und Jugendlichen eine Hierarchie der Ängste von leicht bis schwierig erstellt wurde, beginnen die sogenannten Expositionsübungen, die Konfrontation mit der Angst. Darin erleben sie, dass Angst zwar unangenehm, aber nicht gefährlich ist und dass sie von selbst nachlässt, wenn man in der Situation bleibt. Diese Übungen sind zunächst begleitet, im Verlauf schaffen es die Kinder und Jugendlichen schließlich, selbständig zu üben und wichtige Lernerfahrungen zu sammeln (Schmidt-Traub, 2020; Weninger, Nestler & Schulze, 2020). Diese Art der Therapie erwies sich am effektivsten bei Angststörungen (Plag et al., 2024).
Therapie bedeutet dabei nicht, dass etwas „falsch“ ist. Sie ist ein Weg, Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie Mut und Vertrauen aufbauen können – begleitet von Eltern und Bezugspersonen, die ihnen zeigen: Du bist nicht allein, du kannst das schaffen. So wird die Angst nach und nach kleiner – und Mut wächst leise, aber beständig (Steinhausen, 2006; Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Der Weg zur Hilfe: Wie können Eltern unterstützen
Eltern spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen zu helfen, mit der Angst umzugehen. Sie sind die wichtigsten Bezugspersonen – diejenigen, die Sicherheit geben, trösten, Mut machen und begleiten. Gerade bei Angststörungen kommt es auf Verständnis, Geduld und eine klare, liebevolle Haltung an.
Zunächst ist es wichtig, Angst nicht zu verharmlosen, aber auch nicht zu dramatisieren. Wenn Eltern ruhig und zugewandt bleiben, vermittelt das dem Kind: Ich sehe dich, ich verstehe dich, wir schaffen das zusammen. Angst darf sein, aber sie darf nicht bestimmen, was möglich ist. Offen über Gefühle zu sprechen, hilft Kindern und Jugendlichen, ihre innere Anspannung einzuordnen und zu verstehen, was in ihnen passiert (Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Hilfreich ist auch, Vermeidung zu erkennen und behutsam zu durchbrechen. Wenn Kinder und Jugendliche Situationen aus Angst meiden, spüren sie zwar kurzzeitig Erleichterung, langfristig wächst die Angst aber weiter. Eltern können unterstützen, indem sie kleine, erreichbare Schritte anbieten – etwa gemeinsam an einer Situation dranzubleiben, anstatt sie sofort zu umgehen. Lob, Anerkennung und Geduld helfen dabei mehr als Druck oder übermäßiges Trösten. Heute finden sich viele hilfreiche Bücher, die Wissen vermitteln und Mut machen. Sie erklären auf kindgerechte, gut verständliche Wege, Ängste zu verstehen und zu bewältigen – und geben Eltern Anregungen, wie sie ihr Kind auf diesem Weg begleiten können. Ein empfehlenswertes Buch ist „Huch, die Angst ist da“ von Ulrike Légé und Fabian Grolimund, das Kindern und Jugendlichen sowie ihren Eltern auf liebevolle und anschauliche Weise erklärt, was Angst ist und wie man mit ihr umgehen kann. Für Eltern bietet „Selbsthilfe bei Angst im Kindes- und Jugendalter“ von Sigrun Schmidt-Traub eine gute Übersicht für Bezugspersonen sowie ältere Kinder und Jugendliche, um Ängste gemeinsam anzugehen. Ebenfalls inspirierend ist „Nur Mut – Das kleine Überlebensbuch“ von Claudia Croos-Müller, das Kindern und Jugendlichen anhand verschiedener Übungen zeigt, wie sie ihre Angst besser kontrollieren können.
Eltern müssen den Weg nicht alleine gehen. Wenn die eigenen Möglichkeiten ausgeschöpft sind oder die Sorge wächst, dass die Angst das Leben des Kindes bestimmt, kann es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeutische Unterstützung kann entlasten, nicht nur das Kind, sondern die ganze Familie. Therapie bezieht die Eltern aktiv mit ein und zeigt, wie sie den Umgang mit der Angst im Alltag unterstützen können (Schneider & Blatter-Meunier, 2021).
Eltern können ihrem Kind vor allem eins schenken: Das Gefühl, dass es sicher ist, mit seiner Angst, seinen Zweifeln und seinen kleinen Erfolgen. Mut wächst aus Vertrauen, aus gemeinsamen Erfahrungen und aus der Gewissheit, dass Angst kein Zeichen von Schwäche ist, sondern ein Gefühl, das wichtig ist, das aber nicht über Verhalten und das Leben bestimmen darf (Pauen & Vonderlin, 2021; Weninger, Nestler & Schulze, 2020).
Checkliste für Eltern: Was hilft bei Angst und Unsicherheit?
Anzeichen wahrnehmen
- Wirkt mein Kind öfter angespannt, vermeidet Situationen oder klagt über Bauchweh?
- Halten die Ängste länger an und beeinflussen den Alltag?
Sicherheit und Struktur geben
- Feste Routinen und kleine Ruheinseln schaffen
- Gefühle benennen, offen ansprechen und ernst nehmen
Ängste begleiten – nicht vermeiden
- Gemeinsam kleine Schritte wagen, statt Situationen komplett aus dem Weg zu gehen
- Mut, Fortschritte und Durchhaltevermögen loben
Hilfreiche Alltagsstrategien nutzen
- Ruhige Atemübungen, Bewegung und Einschlafrituale einbauen
- In Angstmomenten selbst ruhig bleiben und klare, kurze Sätze verwenden
Eltern dürfen Unterstützung holen
- Auf die eigene Belastung achten
- Fachliche Beratung suchen, wenn Ängste länger bestehen oder stark belasten
Fazit
Angst gehört zum Leben. Sie ist ein natürlicher Teil der Entwicklung, ein wichtiges Warnsignal des Körpers und kann sogar wachsen helfen. Doch wenn Angst zu groß wird, braucht es Verständnis und Begleitung. Die TALENT SAFARI kann dabei von außen unterstützen. Entscheidend ist, dass Kinder und Jugendliche erfahren: Sie sind ihren Gefühlen nicht ausgeliefert und sie bekommen Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Ängste. Das SUPER Camp der TALENT SAFARI bietet eine tolle Unterstützungsmöglichkeit, bei der die Kinder und Jugendliche in einer Gruppe erfahren, dass sie nicht alleine sind mit ihren Ängsten.
Eltern können viel bewirken, indem sie hinhören, ernst nehmen und kleine Schritte ermöglichen. Jeder Moment, in dem ein Kind erlebt, dass Angst nachlässt, stärkt sein Vertrauen in sich selbst. Die TALENT SAFARI bietet dafür einen sicheren Raum. Mit Geduld, Empathie und, wenn nötig, professioneller Hilfe, kann sich die Angst lösen – an ihre Stelle tritt was Neues: Mut, der wächst und stark genug ist, dass die Kinder und Jugendlichen ihr Leben wieder frei gestalten können.
Julia Hartmüller
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Referenzen
Büch, H. (2020). Exposition und Konfrontation. In M. Döpfner, M. Hautzinger & M. Linden (Hrsg.), Psychotherapie: Praxis (S. 81–84). Berlin: Springer.
Croos-Müller, C. (2012). Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch: Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co. München: Kösel.
Légé, U. & Grolimund, F. (2021). Huch, die Angst ist da!: Wie sich Kinder und Eltern mit ihrem Angst-Monster aussöhnen können. Bern: Hogrefe.
Merikangas, K. R., He, J., Burstein, M., Swanson, S. A., Avenevoli, S., Cui, L. et al. (2011). Lifetime Prevalence of Mental Disorders in U.S. Adolescents: Results from the National Comorbidity Survey Replication–Adolescent Supplement (NCS-A). Journal Of The American Academy Of Child & Adolescent Psychiatry, 49, 980–989.
Mowrer, P. (1960). Learning Theory and Behavior. New York: Wiley.
Pauen, S. & Vonderlin, E. (2021). Entwicklungspsychologische Grundlagen. In S. Schneider & J. Margraf (Hrsg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie III (S. 3–22). Heidelberg: Springer.
Petermann, F. & Ulrich, F. (2021). Entwicklungspsychopathologie. In S. Schneider & J. Margraf (Hrsg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie III (S. 23–41). Heidelberg: Springer.
Plag, J., Heuer, S., Bendau, A. & Ströhle, A. (2024). Langzeitverläufe bei Angststörungen. Der Nervenarzt, 96, 23–30.
Rinck, M. & Becker, E. S. (2020). Lernpsychologische Grundlagen. In J. Hoyer & S. Knappe (Hrsg.), Klinische Psychologie und Psychotherapie (S. 114–136). Heidelberg: Springer Verlag.
Schmidt-Traub, S. (2015). Selbsthilfe bei Angst im Kindes- und Jugendalter: Ein Ratgeber für Kinder und Jugendliche, Eltern und Erzieher. Göttingen: Hogrefe.
Schmidt-Traub, S. (2020). Angst bewältigen: Selbsthilfe bei Panik und Agoraphobie. Heidelberg: Springer.
Schneider, S. & Blatter-Meunier, J. (2021). Trennungsangst. In S. Schneider & J. Margraf (Hrsg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie III (S. 499–522). Heidelberg: Springer.
Steinhausen, H. (2006). Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. München: Urban & Fischer.
Weninger, L., Nestler, J. & Schulze, U. M. E. (2020). Angststörungen und phobische Störungen. In M. Kölch et al. (Hrsg.), Klinikmanual Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (S. 63–84). Heidelberg: Springer.
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