Ist mein Kind vielleicht hochbegabt?

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Was bedeutet eigentlich Hochbegabung? Und wie kann ich herausfinden, ob mein Kind hochbegabt ist?

Oft machen sich Eltern, Lehrkräfte und das nahestehende Umfeld Gedanken darüber, wie intelligent ein Kind ist, also ob es im intellektuellen Durchschnittsbereich liegt oder eher darüber bzw. darunter. Zunächst einmal ist es wichtig, das Konstrukt Hochbegabung zu verstehen und herauszufinden, warum eine intellektuelle Hochbegabung bei Kindern häufig nicht erkannt wird. Im wissenschaftlichen Kontext wird Hochbegabung zumeist als Extremausprägung des allgemeinen Intelligenzfaktors g definiert. Dieser Faktor ist messbar mit speziellen Testverfahren, sogenannten Intelligenztests. Ein Intelligenzquotient (IQ) von 100 gilt als durchschnittliche kognitive Begabung und ein IQ ab 130 ist als Hochbegabung festgelegt.

Der amerikanische Psychologe und Intelligenzforscher Robert J. Sternberg definierte 5 Kriterien, die Hochbegabte erfüllen müssen (1995):

  1. Das Exzellenzkriterium, d. h. das Kind ist leistungsmäßig auf mindestens einem Gebiet den Gleichaltrigen voraus.
  2. Das Seltenheitskriterium, d. h. das Kind hat eine sehr hohe Ausprägung eines Merkmals, welches bei anderen nur selten so hoch ausgeprägt ist.
  3. Das Produktivitätskriterium, d. h. die Begabung befähigt zur Herstellung besonderer Produkte oder Handlungen.
  4. Das Beweisbarkeitskriterium, d. h. das Kind kann sein Können willentlich unter Beweis stellen, sodass die Hochbegabung mit Testverfahren gemessen werden kann.
  5. Das Wertkriterium, d. h. die Hochbegabung zeigt sich auch in Bereichen, die von der Gesellschaft als wichtig erachtet werden.

Diese von Sternberg (1995) definierten Kriterien sind einerseits sehr hilfreich, andererseits aber empirisch nicht ausreichend bestätigt worden. Sie stellen daher nur Anhaltspunkte zur Einordnung von Hochbegabung dar.

Bei der Identifikation von Kindern mit einer intellektuellen Hochbegabung ist es sehr wichtig, das kognitive Potenzial von der tatsächlich gezeigten Leistung zu trennen. Auch Hochleistende können überdurchschnittliche Leistungen erbringen, ohne tatsächlich hochbegabt zu sein. Sie sind vielleicht überdurchschnittlich begabt (IQ = 116-129), aber nicht weit überdurchschnittlich begabt (IQ ≥ 130). Ein großer Teil der hochbegabten Kinder fällt in der Schule bei den Lehrkräften mit Besonderheiten wie einer schnellen Auffassungsgabe, guten Noten, besserem logischen Denken und Wissbegierde auf. Diese sichtbaren Auffälligkeiten treffen jedoch nur auf eine Teilgruppe von Schüler*innen zu (Hany, 1995). Daher ist es wichtig, auf die beiden Kriterien kognitives Potenzial und gezeigte Leistung zu achten.

Sogenannte „Underachiever“ zeigen ein genau gegensätzliches Profil. Ihre gezeigte Leistung ist überwiegend nicht als überdurchschnittlich einzuordnen. Underachievern mangelt es an ausreichender Leistungsmotivation und sie interessieren sich scheinbar wenig für die Schulinhalte. Das führt häufig dazu, dass diese Gruppe von Schüler*innen nicht als hochbegabt identifiziert wird. Vor allem Lehrkräfte schreiben Underachievern selten ein weit überdurchschnittliches kognitives Potenzial zu. Empirische Studien im Rahmen des Marburger Hochbegabtenprojekts (Rost, 2009; Rost & Hanses, 1997) haben gezeigt: Wenn Lehrkräfte eine Hochbegabung bei einem Kind identifizieren sollen, beurteilen sie hauptsächlich die gezeigte Leistung und weniger das ihr zugrunde liegende intellektuelle Potenzial.

Wie kann ich nun aber als Elternteil eine Hochbegabung bei meinem Kind feststellen?

Eine Entscheidung über das Vorliegen einer intellektuellen Hochbegabung ist ohne eine psychologisch-diagnostische Abklärung nicht möglich. Daher ist es wichtig, sich an ausgebildete Psychologinnen und Psychologen zu wenden, die eine differenzierte Intelligenzdiagnostik mit dem Kind durchführen können. Im Internet kursieren viele „Checklisten“, die eine Hochbegabung valide aufzeigen können sollen. Solche Checklisten bestehen aus verschiedenen Eigenschaften, die für Hochbegabte typisch sein sollen. Sie sind wissenschaftlich jedoch nicht fundiert und sollten daher keinesfalls zur Abklärung einer intellektuellen Hochbegabung genutzt werden. Oft treffen die Eigenschaften vor allem auf aufgeweckte Hochleistende, nicht aber auf tatsächlich hochbegabte Kinder zu.

Fazit:

Eine fachpsychologische Hochbegabungsdiagnostik ist immer dann wichtig, wenn Zweifel bezüglich des intellektuellen Potenzials eines Kindes oder Jugendlichen vorliegen und diese ggf. mit typischen Besonderheiten einhergehen. Eine entsprechende Diagnostik sollte definitiv in die Hände von fachlich qualifiziertem Personal (i.d.R. studierte Psychologinnen und Psychologen) gegeben werden. Bei der TALENT SAFARI kann eine differenzierte Intelligenzdiagnostik durchgeführt werden. Die Safari Guides Kathi und Tom können auf Basis der Ergebnisse wichtige Empfehlungen geben, die sich positiv auf die weitere kindliche Entwicklung auswirken (z. B. vorzeitige Einschulung, Überspringen einer Klasse).

Lara Felicia Harth

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Referenzen

Hany, E. A. (1995). Teachers’ cognitive process of identifying gifted students. In M. W. Katzko (Ed.), Nurturing talent: Individual needs and social ability (S. 184–198). Assen: Van Gorcum.

Rost, D. H. (2009). Hochbegabte und hochleistende Jugendliche. Befunde aus dem Marburger Hochbegabtenprojekt. Münster: Waxmann.

Rost, D. H. & Hanses, P. (1997). Wer nichts leistet, ist nicht begabt? Zur Identifikation hochbegabter Underachiever durch Lehrkräfte. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie29, 167–177.

Sternberg, R. J. (1995). Theory and measurement of tacit knowledge as a part of practical intelligence. Zeitschrift für Psychologie mit Zeitschrift für angewandte Psychologie, 203, 319–334.