Das Ende meiner Safari – eine Selbstreflexion
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So schnell wie sie begonnen hatte, war meine persönliche Talent Safari leider auch schon wieder vorbei – mein Praktikum bei den Safari Guides Kathi und Tom verging viel zu schnell. Ein halbes Jahr liegt nun hinter mir, in dem ich viele Eindrücke sammeln konnte. Vor allem bekam ich erstmals einen Einblick in praktische Inhalte, statt dem sonst sehr theorielastigen Psychologiestudium. Ich durfte verschiedene psychologische Testverfahren, wie z. B. den FRKJ 8-16 (Lohaus & Nussbeck, 2016), den DKT-K (Funsch & Martín, 2017) und die WISC-V (Petermann, 2017) durchführen. Alles diagnostische Instrumente, von denen ich zwar durch das Studium schon gehört hatte, die für mich aber nie richtig greifbar waren. Durch das praktische Arbeiten habe ich erst gemerkt, dass die Durchführung eines Testverfahrens sowohl für Kinder als auch die Testleitenden alles andere als trocken und langweilig ist.
Besonders spannend waren für mich Intelligenzdiagnostiken wie mit der WISC-V (Petermann, 2017). Jedes Kind hat andere kognitive Stärken und Schwächen und nicht selten kam ich ins Staunen über die individuelle geistige Leistungsfähigkeit von einigen Kindern. Oft waren bestimmte Begabungen, wie bspw. ein ausgeprägt hohes Sprachverständnis von außen gar nicht „sichtbar“ und konnten dann erst im Laufe der Testung aufgedeckt werden. Darüber hinaus haben mir jedoch auch die Erstgespräche viel Spaß gemacht, wo ich die Familien und Kinder kennenlernen durfte, die sich für eine Talent Safari entschieden haben. Beim Kennenlernen konnte ich stets einen Einblick in verschiedene Problematiken gewinnen und einige typische Muster wiedererkennen, die sich später auch in psychologischen Fragestellungen wiederfanden. Dabei war ich immer wieder überrascht wie stark die eigene Erfahrung doch von einem Fremdurteil der Eltern abweichen kann.
Eine Besonderheit meines Praktikums bei TALENT SAFARI war die Möglichkeit, eigenständig individuell gestaltete psychologische Trainings durchzuführen. Speziell durfte ich zweimal das „Safari Camp“ leiten, was ein eigens entwickeltes Kursformat ist, das auf die psychologische Begabtenförderung abzielt. Das Safari Camp richtet sich daher speziell an (hoch)begabte Kinder und vermittelt ihnen wichtige Kompetenzen im Umgang mit erlebten Herausforderungen, die im Zusammenhang mit ihrer (weit) überdurchschnittlichen Intelligenz stehen. Durch die Anleitung des Safari Camps habe ich quasi „ultimative Autonomie“ erhalten und habe dabei erstmals das Gefühl verspürt, wie es später mal sein kann, selbstständig als (Kinder-)Psychologin zu arbeiten.
Lustig ist, dass ich auch einen Einblick in den Lebens- und Arbeitsalltag von Kathi und Tom bekommen konnte. Dabei konnte ich auch sehen, welche Anstrengungen eine Selbstständigkeit als Psychologin mit sich bringen kann. Ein kleines Unternehmen zu führen kann ganz schön zeit- und arbeitsintensiv sein. Andererseits bietet es auch die Möglichkeit, sein eigener Chef zu sein. Eine Selbstständigkeit hat daher definitiv auch viele Vorteile.
Ich konnte mich über meine Praktikumszeit hinweg selbst reflektieren und mir bezüglich vieler Fragen mein eigenes Bild machen. Jetzt würde ich sagen, dass ich mir nun bewusster darüber bin, wie ich selbst einmal arbeiten möchte. Beispielsweise ist mit viel klarer geworden, dass die Arbeit mit Kindern sehr belohnend sein kann und ich später gerne in diese Richtung gehen möchte.
Und wo wir gerade mein den lessons learned sind: Eine weitere Erkenntnis ist, dass Vorurteile und Schubladendenken in der (Kinder-)Psychologie mit großer Vorsicht zu genießen sind. Solche kognitiven Einladungen können bis hin zu Denkfehlern reichen und verändern unser Urteilsvermögen. Dabei hindern sie uns daran, das Gegenüber offen und vorurteilsfrei wahrzunehmen und eine neutrale Haltung zu bewahren.
Die letzte Erkenntnis, auf die ich mich gerne noch beziehen möchte, ist die Macht von ruhiger Körpersprache. Dies gilt besonders im Gespräch mit Kindern, deren Besonderheiten im Erleben und Verhalten sich durch eine AD(H)S beschreiben lassen. Eine ruhige Mimik und Gestik kann wahre Wunder bewirken, wenn das Verhalten des Gegenübers positiv beeinflusst werden soll. Mit einer leisen, ruhigen Stimme und lieber weniger als zu viel Gestik sind auch die meisten Kinder dann viel ruhiger.
Alles in allem bin ich sehr froh, mein Praktikum bei TALENT SAFARI gewählt zu haben, da ich fachlich und auch persönlich sehr viel dazulernen konnte. Ich freue mich auf alles, was noch kommt und bin gespannt, wohin meine dazugewonnenen Erfahrungen und Eindrücke mich bringen werden.
Lara Felicia Harth
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Referenzen
Funsch, K. & Martín, B. A. (2017). Differentieller Konzentrationstest für Kinder. Göttingen: Hogrefe.
Lohaus, A. & Nussbeck, F. W. (2016). FRKJ 8-16 Fragebogen zu Ressourcen im Kindes- und Jugendalter 1st ed. Göttingen: Hogrefe.
Petermann, F. (2017). WISC-V: deutsche Fassung der WISC-V, Wechsler intelligence scale for children – fifth edition von David Wechsler. Frankfurt am Main: Pearson.
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