Wort Change als Buchstaben, symbolisch für Veränderung bei Misserfolg

Schon wieder gescheiter(t) – Vom Misserfolg zur Lernchance

Lesezeit: 15 min

Einleitung

Niemand erlebt wohl gerne Misserfolge. Sei es nun eine verhauene Prüfung, der letzte Platz bei einem Wettbewerb oder ein verlorenes Gesellschaftsspiel – das alles ist unangenehm. Wir lernen mit der Zeit, dass Misserfolge zum Leben dazugehören und wir nur durch sie lernen und uns weiterentwickeln können. Gerade Kindern und Jugendlichen fällt die Einsicht aber oft noch sehr schwer. Frustration, Wutausbrüche oder Tränen können die Folge sein. Diese kindlichen Versuche, mit Misserfolgen umzugehen, sorgen nicht selten für einen Leidensdruck und viele Eltern fragen sich, wie sie ihre Kinder besser unterstützen können, günstigere Denk- und Verhaltensmuster bei erlebten Misserfolgen zu entwickeln. Deshalb sehen wir uns in diesem Blogartikel einmal an, wie Kinder und Jugendliche lernen können, besser mit Misserfolgen umzugehen.

So lieber nicht: Sich selbst demotivieren (Fixed Mindset)

Schauen wir uns erstmal an, was Kinder typischerweise denken, wenn sie einen Misserfolg erleben. Nehmen wir einmal an, dass ein fiktiver Junge, nennen wir ihn Felix (8 Jahre), eine schlechte Note in letzten Deutschdiktat geschrieben hat. Sobald Felix das Diktat in den Händen hält, könnte er sich denken: „Mist. Das zeigt mal wieder, wie blöd ich bin. Aber ich kann halt nichts daran ändern, dass ich dumm bin.“. Diese ungünstigen Gedanken führen sehr wahrscheinlich dazu, dass Felix auch so über sich selbst denkt: „Ich habe überhaupt keine Lust, mich das nächste Mal anzustrengen. Ich bin so ein Blödmann.“. In diesen negativen Selbstgesprächen steckt ganz viel drin, was sich negativ auf Felix´ Motivation auswirkt und zukünftige Erfolge deutlich schwere zu erreichen macht. Nehmen wir seine Gedanken an dieser Stelle einmal genauer unter die Lupe.

„Das zeigt mal wieder, wie blöd ich bin.“

Felix sieht das schlechte Diktat als Beweis für seine Blödheit, also seine unzureichenden geistigen Fähigkeiten, an. Diese Blödheit erachtet er als festen Bestandteil seiner selbst. Diese Bewertung nennt man eine internale und stabile Attribution. An dieser Stelle kommt eine wichtige Theorie ins Spiel, nämlich die Attributionstheorie der Motivation und Emotion von Dr. Bernard Weiner (1979, 1985). Danach lassen sich die subjektiv wahrgenommenen Ursachen von (Miss-) Erfolg wie folgt einordnen: (1) intern oder extern (Dimension: Lokation), (2) stabil oder variabel (Dimension: Stabilität) und (3) kontrollierbar oder unkontrollierbar (Dimension: Kontrollierbarkeit). Die Ursache für seinen Misserfolg sieht Felix demnach in einer unveränderbaren (stabilen) Eigenschaft von sich selbst (intern), die außerhalb seiner Möglichkeiten für Veränderung liegt (unkontrollierbar). Wie in der weiter unten aufgeführten Tabelle 1 deutlich wird, ist dies eine sehr ungünstige Art und Weise, wie er seinen Misserfolg erklärt. Da ist also kein Wunder, dass er dann erneut schlecht über sich denkt.

„Ich kann halt nichts daran ändern, dass ich dumm bin.“

Mit diesem Gedanken geht Felix davon aus, dass er einfach nicht so schlau ist, wie seine Mitschüler*innen. Seine „Dummheit“ sieht er im Zusammenhang mit seiner mangelnden Begabung, also seiner Intelligenz. Felix wird sich denken, dass er mit seiner schlechten Rechtschreibung geboren wurde und er diese niemals verbessern können wird. Das ist ein klassisches Beispiel für ein sogenanntes Fixed Mindset, wie es von Dr. Carol Dweck postuliert wird. Kinder entwickeln über den Verlauf der (Schul-) Jahre bestimmte Überzeugungen (implizite Theorien) über die Ursachen von Erfolgen. Nach Dweck (2016) ist die Attribution des eigenen Erfolgs auf interne, stabile und unkontrollierbare Faktoren ein wesentlicher Bestandteil einer statischen Theorie (Fixed Mindset), die mit negativen Auswirkungen für die Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Kinder mit einem Fixed Mindset sehen ihre Fähigkeiten folglich als unveränderbar an und haben häufig Angst davor, Fehler zu machen oder gar zu versagen. Typischerweise werden Lernerfahrungen aus zurückliegenden Handlungen nicht berücksichtigt und Anstrengungen, die eigene Leistung zukünftig zu verbessern, als sinnlos erlebt.

„Ich habe überhaupt keine Lust, mich das nächste Mal anzustrengen.“

Weil Felix keine Hoffnung hat, sich bis zum nächsten Diktat zu verbessern, hat er auch keine Lust, sich anzustrengen. Seine ungünstige Attribution hat sich negativ auf seine Motivation ausgewirkt. Wahrscheinlich ist Felix frustriert von seiner schlechten Note und möchte lieber einfach hinschmeißen und weitere Anstrengung vermeiden. Felix ist enttäuscht und das ist nachvollziehbar. Ähnlich ist es, wenn Kinder die Erfahrung machen müssen, dass sie bestimmte Dinge nicht auf Anhieb können oder diese nicht sofort klappen. Das kann so weit gehen, dass manche Kinder aggressiv werden, z. B. laut werden oder Sachen in ihrem Zimmer herumwerfen. In er eigenen Unzufriedenheit mit sich selbst werden dann auch oft die Eltern angeschrien. Mit Frustration auf Misserfolge zu reagieren ist einerseits verständlich und andererseits ein Hindernis auf dem Weg zum weiteren Lernerfolg. Daher spielt für einen erfolgreichen Umgang mit Misserfolg auch eine gewisse Frustrationstoleranz eine Rolle. Wenn Kinder lernen, ihre Frustration auszuhalten und Misserfolge zu akzeptieren, stehen ihnen neue Lernchancen zur Verfügung. In unserem Beispiel scheint sich Felix jedoch keine weitere Chance zum Lernen zu geben.

„Ich bin so ein Blödmann.“

Mit diesem Gedanken wird deutlich, dass der Misserfolg im Diktat bereits auf das allgemeine Bild, das Felix von sich selbst hat, übergreift. Er fühlt sich wahrscheinlich nutzlos und weniger wertvoll als seine Mitschüler*innen. Auch sein Selbstwert dürfte durch solche negativen Gedanken bedroht werden. Menschen streben danach, sich selbst als kompetent und positiv wahrzunehmen. Das kann bei einer Bedrohung des Selbstwerts zu verschiedenen Strategien im Umgang führen. Sehen wir uns zwei Beispiele an, wie Felix seinen Selbstwert schützen könnte:

Beispiel 1: „Die Lehrerin hat aber auch einen echt fiesen Text ausgesucht. Da konnte man ja gar keine gute Note bekommen.“

Auf diese Weise sieht Felix die Ursache des Misserfolgs nicht bei sich selbst (internale Attribution), sondern bei seiner Lehrerin (externale Attribution). Er ist also nicht selbst schuld und hat sich nichts vorzuwerfen. Das ändert aber nichts daran, dass ein Erfolg bei der nächsten Deutscharbeit sehr unwahrscheinlich erscheint, denn schließlich wird diese die gleiche Lehrerin stellen. Vielleicht denkt Felix auch, dass die Lehrerin nur dieses Mal ein fieses Diktat mit den Kindern geschrieben hat und er das nächste Mal wieder eine bessere Note bekommen könnte (variable Attribution). Das würde die Wahrscheinlichkeit für eine bessere Note in der nächsten Klassenarbeit steigern, gibt Felix aber keine Möglichkeit, das zu beeinflussen.

Beispiel 2: „Ich hatte ja gar nicht richtig gelernt. Und außerdem habe ich die Nacht davor schlecht geschlafen und war sehr müde.“

Diesmal sieht Felix die Ursache wieder bei sich selbst und sogar bei veränderbaren Bedingungen. Wenn er das nächste Mal mehr lernt und besser schläft, kann er auch eine bessere Note erlangen.

Lieber so: Sich selbst motivieren (Growth Mindset)

Nun haben wir einige psychologische Mechanismen kennengelernt, die Felix´ ungünstigen Umgang mit der schlechten Note bedingen. Felix fühlt sich schlecht und wird wahrscheinlich wenig daraus lernen, sondern beim nächsten Mal wieder eine schlechte Note erhalten. Was könnte er also besser machen? Eine bessere Reaktion wäre: „Dieses Diktat lief nicht so gut. Die Regeln zur Kommasetzung habe ich einfach noch nicht drauf. Das ärgert mich, aber daran kann ich arbeiten. Ich schaue mir die Kommaregeln nochmal genau an, um es das nächste Mal besser zu machen.“. In diesen Gedanken steckt sehr viel mehr Potentzal für einen Lernerfolg und ein besseres Gefühl dem Lernen gegenüber. Auch hier gehen wir das Ganze Stück für Stück durch.

Im Gegensatz zur bisher beschriebenen Attribution des eigenen Erfolgs auf interne, stabile und unkontrollierbare Faktoren als Teil einer statischen Theorie (Fixed Mindset), werden bei einer dynamischen Theorie (Growth Mindset) die Fähigkeiten und Fertigkeiten als variabel und kontrollierbar angesehen. Das schafft günstige motivationale Voraussetzung, nämlich dass ich Kinder verbessern wollen und sie somit ihre Begabungen weiterentwickeln.

„Die Regeln zur Kommasetzung habe ich einfach noch nicht drauf.“

Hier sieht Felix die Ursache für seine schlechte Note bei sich selbst und bei etwas, das er verändern kann (internale variable Attribution). Das sind gute Voraussetzungen, um diesen Misserfolg als Lernchance zu nutzen. Außerdem hat er für sich analysiert, worin genau seine bisherige Schwäche liegt, anstatt seinen Misserfolg allgemein auf seine Fähigkeiten zurückzuführen. Das gehört zur Dimension der Globalität einer Kausalattribution. Eine Schwäche in einem spezifischen Gebiet ist deutlich leichter aufzulösen als eine globale Unfähigkeit. Dadurch wird Felix´ Selbstwert nicht angegriffen und er kann sich besser darauf konzentrieren, was er aus der Situation lernen kann, also den Misserfolg als Lernchance ansehen. Dass Felix übrigens genau diese Lernchance erkennt, zeigt auch durch das Wörtchen “noch”. Felix hat für sich verstanden, dass er die Kommaregeln noch nicht kann, glaubt aber, dass er das in Zukunft bald ändern kann. Die Formulierung mit dem Wörtchen „noch“ weist auf sein Growth Mindset hin, das sich in den folgenden Sätzen noch stärker zeigt.

„Das ärgert mich, aber…“

Der Misserfolg lässt Felix natürlich nicht ganz kalt. Er ärgert sich über die schlechte Note. Vielleicht ist er traurig, dass er es nicht besser geschafft hat oder wütend, dass er sich die Kommaregeln nicht vorher angesehen hatte oder sogar genervt, dass die Lehrerin einen fiesen Text für das Diktat ausgewählt hat. Er lässt sich von diesen Emotionen aber offenbar nicht überwältigen und lähmen, sondern er ist in der Lage, diese zu adaptiv zu regulieren. Das tut er, indem er seine Aufmerksamkeit auf weniger emotional anregende Aspekte der Situation lenkt: Im Vordergrund steht nämlich nicht seine Enttäuschung, sondern die Suche nach der primären Fehlerquelle. Damit gibt er dem Ereignis eine kognitive Neubewertung: Das ist kein Misserfolg, sondern eine Lernchance. Diese beiden Strategien (Aufmerksamkeitslenkung und kognitive Veränderung bzw. Neubewertung) beziehen sich auf die kognitionsfokussierte Regulation entsprechend dem Prozessmodell der Emotionsregulation (Gross, 2002).

„ … daran kann ich arbeiten. Ich schaue mir die Kommaregeln nochmal genau an, um es das nächste Mal besser zu machen.“

Mit dieser Aussage hat Felix sein Fixed Mindset abgelegt und durch ein Growth Mindset ersetzt. Er glaubt daran, dass er seine Fähigkeiten durch Anstrengung und Lernen verbessern kann. Felix sieht eine Gelegenheit, an dieser scheinbar gescheiterten Herausforderung zu wachsen und hat Hoffnung auf einen zukünftigen Erfolg. Diese Überzeugung wird ihm wahrscheinlich zu mehr Lernerfolg und auch besseren Ergebnissen verhelfen (Burnette et al., 2020).

Das können Sie als Eltern tun

Nun wissen Sie, wir Ihr Kind lieber nicht mit Misserfolgen umgehen sollte und wie ein motivations- und erfolgsförderlicher Umgang aussehen kann. Vermutlich fragen Sie sich aber noch, wie Sie ihrem Kind helfen können aus einem Fixed Mindset ein Growth Mindset zu entwickeln? Im Folgenden geben wir Ihnen einige wertvolle Tipps.

1. Seien Sie ein gutes Vorbild!

Wenn Sie selbst auf Misserfolge mit Frustration und Resignation reagieren, wird sich Ihr Kind durch Beobachtungslernen wahrscheinlich daran orientieren. Kinder lernen sehr viel dadurch, dass sie andere beobachten und nachahmen (Lernen am Modell). Bei den eigenen Eltern, die wichtige Vorbilder sind und mit denen die Kinder viel Zeit verbringen, ergeben sich dafür viele Gelegenheiten. Was tun Sie (bisher), wenn Sie ein Misserfolgserlebnis, z. B. auf der Arbeit, haben? Ärgern Sie sich noch lange zuhause darüber? Verlieren Sie die Motivation, Anstrengung in das nächste Projekt zu stecken? Attribuieren Sie den Misserfolg auf unveränderliche Fähigkeiten oder geben Sie jemand anderem die Schuld?

Oder pflegen Sie möglicherweise einen förderlicheren Umgang mit Misserfolgen? Vielleicht sehen Sie den Misserfolg als Lernchance? Analysieren Sie die Fehler und suchen nach Verbesserungsmöglichkeiten? Akzeptieren Sie Ihre negativen Emotionen, aber lassen Sie sich nicht von ihnen überwältigen? Falls Sie sich hier wiedererkennen, dann vermitteln Sie Ihrem Kind ein Growth Mindset. Und wenn das noch nicht so gelingen sollte, dann denken Sie daran, dass Sie jederzeit an Ihrem Umgang mit Misserfolgen arbeiten können.

2. Nehmen Sie Ihr Kind ernst und erkennen Sie seine Frustration an!

Nehmen Sie wahr, welche negativen Emotionen der Misserfolg in Ihrem Kind auslöst und gehen Sie darauf ein. Nehmen Sie sich bewusst Zeit dafür und sprechen Sie mit Ihrem Kind. Ansonsten kann es sein, dass es sich von Ihnen nicht verstanden fühlt. Sagen Sie zum Beispiel „Ich verstehe, dass du enttäuscht bist.“, wenn es traurig über eine schlechte Note ist, oder „Das ist ganz schön frustrierend, oder?“, wenn es sich über eine scheinbar unlösbare Matheaufgabe aufregt. So helfen Sie Ihrem Kind, seine Emotionen zu erkennen und zu akzeptieren. Im Anschluss fällt es den Kindern dann leichter, diese Gefühle zu regulieren und das Problem anzugehen. Ermutigen Sie Ihr Kind dann dazu, Fehlerquellen zu suchen und unterstützen Sie es dabei, Verbesserungsmöglichkeiten zu finden. Mit anderen Worten: Suchen Sie nach der Lernchance! Auch aus den misslichsten Misserfolgen lässt sich oft etwas Positives ableiten.

3. Weisen Sie auf kleine Erfolge hin!

Ist Ihr Kind von einem niedrigen Selbstwert und vielen Misserfolgserlebnissen betroffen, fällt es ihm wahrscheinlich schwer, Erfolge als solche zu erkennen. Helfen Sie Ihrem Kind deshalb dabei, indem Sie auch auf kleine Erfolge hinweisen. Auch eine 4 in einem Diktat kann ein kleiner Erfolg sein, wenn die vorherigen Diktate mit 6 bewertet wurden. Auch eine bessere Vorgehensweise bei den Hausaufgaben, was sich zuletzt noch als problematisch erwiesen hatte, kann und darf gelobt werden. Ebenso können Sie hervorheben, wenn Ihr Kind einen gemachten Fehler ganz von allein erkennt. Wichtig ist dabei allerdings, dass Sie nicht nur Ergebnisse, sondern vor allem die zugrunde liegende Anstrengung Ihres Kindes loben. Auf diese Weise können Sie ein Growth Mindset Ihres Kindes fördern und somit auch langfristig zu Erfolgen beitragen. Ihr Kind wird lernen, dass in dem allseits bekannten Sprichwort „Übung macht den Meister“ sehr viel drinsteckt.

Das Hinweisen auf kleine Erfolge muss sich übrigens nicht auf den schulischen Bereich beschränken. Gerade dann, wenn Ihr Kind beim schulischen Lernen Schwierigkeiten erlebt, lohnt es sich, auf die Stärken in anderen Bereichen zu schauen. Welche Talente und Begabungen besitzt Ihr Kind noch? Worin ist mein besonders gut? Welche Stärken hat es? Macht es eine bestimmte Sportart oder spielt es ein bestimmtes Musikinstrument? Hat es ein besonderes Interesse, über das es sehr viel weiß? Helfen Sie Ihrem Kind dabei, einen stabilen Selbstwert zu entwickeln, in dem Sie ihm verdeutlichen, dass es auch noch andere Lebensbereiche außer Schule gibt.

4. Reden Sie wertschätzend mit Ihrem Kind!

Bei jedem Schritt in diesem Prozess sollten Sie darauf achten, wertschätzend mit Ihrem Kind zu kommunizieren. Nehmen Sie die Schwierigkeiten ernst, äußern Sie Verständnis und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Felix´ Eltern könnten nach dem verhauenen Diktat zum Beispiel so auf ihn zukommen:

“Felix, ich möchte gerne mit dir reden. Mir ist aufgefallen, dass es dir noch schwerfällt, zu akzeptieren, dass Fehler passieren können und zum Lernen gehören. Weißt du, ich kann das gut verstehen. Du hättest es am liebsten gleich richtig gemacht. Aber es ist auch wichtig, Fehler zu machen, genauso, wie es richtig zu machen. Das fällt am Anfang vielen Kindern schwer, aber es ist ok Fehler zu machen, denn daraus kannst du noch besser für die Zukunft lernen. Ich möchte gerne mit dir schauen, wie du das schaffen könntest. Ich bin mir nämlich ganz sicher, dass du das lernen kannst und ich werde dir gerne dabei helfen.”

Fazit und Empfehlungen

Nun haben Sie viele Informationen erhalten, wie Kinder und Jugendliche lernen können, besser mit Misserfolgen umzugehen. Ein funktionaler Umgang mit Misserfolg kann Kinder motivieren und ihnen helfen, ihre Fehler als Lernchance zu betrachten. Natürlich ist noch kein Meister bzw. keine Meisterin vom Himmel gefallen. Im Abschnitt „So lieber nicht!“ haben Sie gelesen, welche ungünstigen Auswirkungen mit einem Fixed Mindset verbunden sein. Im Abschnitt „Lieber so!“ haben Sie die deutlich positiveren Auswirkungen von einem Growth Mindset verstehen können. Kinder können alles lernen: Auch negative Emotionen zu akzeptieren und missliche Situationen umzudeuten und die versteckte Lernchance zu finden. Wenn Kinder für sich verstehen, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter verbessern können, dann denken sie wachstumsorientiert (Growth Mindset). Der Glaube daran, dass sich Erfolge durch Anstrengung und Lernen überhaupt erst einstellen können, ist die Essenz von Lernen selbst.

Beherzigen Sie die 4 Tipps am Ende dieses Blogartikels, damit Sie als Eltern positiv auf Ihr Kind einwirken können. Das gilt sowohl für Misserfolge als auch für Erfolge. Denn ein guter Umgang mit einem Erfolg bahnt den nächsten Erfolg. Und falls Sie neugierig geworden sind und gerne noch mehr zum Thema wissen möchten dann empfehlen wir Ihnen das Buch von Dr. Carol Dweck (siehe Referenzen).

Wenn Sie Ihrem Kind helfen möchten, ein Growth Mindset zu entwickeln, dann empfehlen wir folgende Kinderbücher. Diese vermitteln Kindern auf eine spielerische Art und Weise, wie sie deutlich toleranter gegenüber Fehlern und Misserfolgen werden.

  • Der kleine Fehlerkobold oder Wie man aus Fehlern klug wird von Sandra Niermeyer (für Kinder)
  • Geniale Fehler: Von glücklichen Unfällen und großartigen Missgeschicken von Soledad Romero Mariño und Montse Galbany (für Kinder, Jugendliche und Erwachsene)
  • Das 6-Minuten Tagebuch von Dominik Spenst (für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, vgl. Blogartikel „Mehrwert Glückstagebuch“)

Wir wünschen schon jetzt viel Freude und Erfolg beim Anwenden der Tipps!

Kristin Teichert

Noch mehr spannende Informationen gibt es übrigens auch auf unserem Instagram-Kanal. 

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Referenzen

Burnette, J. L., Knouse, L. E., Vavra, D. T., O’Boyle, E. & Brooks, M. A. (2020). Growth mindsets and psychological distress: A meta-analysis. Clinical Psychology Review, 77, 101816.

Dweck, C. (2016). Mindset: the new psychology of success. New York, NY: Random House.

Gross J. J. (2002). Emotion regulation: affective, cognitive, and social consequences. Psychophysiology, 39, 281–291.

Parkinson, B. (2023). Soziale Wahrnehmung und Attribution. In J. Ullrich, W. Stroebe & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsychologie (S. 73–110). Heidelberg: Springer.

Weiner, B. (1979). A theory of motivation for some classroom experiences. Journal of Educational Psychology, 71, 3–25.

Weiner, B. (1985). An attributional theory of achievement motivation and emotion. Psychological Review, 92, 548–573.