Die Bedeutsamkeit von Psychoedukation

Liebes Safari-Logbuch: Auch heute möchte ich einmal wieder ein paar Gedanken niederschreiben. Diesmal soll es um ein sehr wichtiges Thema gehen: Psychoedukation. Vor dem Beginn meines Studiums der Psychologie hätte ich mir höchstens die Bedeutung des Wortes Psychoedukation ableiten können. Psycho steht für die Psychologie. Und das Wort Edukation bedeutet Erziehung. Somit hat es sich zumindest für das Verständnis des Wortes Psychoedukation gelohnt, fünf Jahre lang durchzuhalten und während meiner Schulzeit das Latinum zu büffeln. Handelt es sich also um psychologische Erziehung … ?!

Tatsächlich steht Psycho in diesem Fall nicht für Psychologie als Wissenschaft, sondern für die Psyche (also die Seele des Menschen). Eine wissenschaftliche Definition des Begriffs Psychoedukation beinhaltet folgende Bestandteile: „Unter Psychoedukation versteht man Interventionen, die sich als Information und Motivierung von Patientinnen und Patienten und gegebenenfalls auch ihren Angehörigen mit Blick auf die Erkrankung und ihre sachgerechte Behandlung richten. Es geht darum, Krankheitsverständnis und -akzeptanz zu erhöhen sowie Empowerment und Selbstmanagement zu erreichen.“ (wtl. Vogel, 2022)

In meinem Psychologiestudium durfte ich bereits lernen, dass Psychoedukation im Rahmen psychotherapeutischer Interventionen (z. B. kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung) einen deutlichen Mehrwert haben kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn einer Klientin oder einem Klienten erklärt wird, weshalb das jeweilige Medikament auch in Phasen der Verbesserung der Symptomatik weiterhin eingenommen werden sollte. Beispielsweise kann ein Kind, das mit einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) beschrieben werden kann, innerhalb einer Verhaltenstherapie bestimmte funktionale Strategien für eine verbesserte Konzentration erlernen. Durch Psychoedukation gelingt es dann, dem Kind ein Verständnis für die individuellen Konzentrationsprobleme im Rahmen der ADS zu vermitteln. Psychoedukation bietet in diesem Zusammenhang jedoch auch den Eltern einen klaren Mehrwert, weil die Nutzung bestimmter psychologischer Interventionen besser verstehbar wird.

Psychoedukation spielt vor allem im Rahmen der Klinischen Psychologie eine große Rolle, auch wenn sie auch in anderen Teilbereichen der Psychologie genutzt wird. Beispielhaft ist hier die Rehabilitationspsychologie zu nennen, wo Psychoedukation bei der Vermittlung von Ressourcenmanagement im Kontakt mit chronisch erkrankten Menschen einen entscheidenden Anteil vom Rehaprozesses ausmacht. Darüber hinaus findet Psychoedukation auch in der Wirtschaftspsychologie Anwendung, wenn z. B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter psychologische Zusammenhänge für einen verbesserten Umgang mit Stress erlernen sollen. Demnach können psychoedukative Interventionen in Unternehmen sinnvoll zur Stressbewältigung genutzt werden.

Psychoedukative Interventionen können sowohl im Einzelgespräch als auch im Gruppenkontext erfolgen und werden zumeist von Psychologinnen und Psychologen, Ärztinnen und Ärzten sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen oder geschultem Pflegepersonal durchgeführt. Wichtige Bestandteile von Psychoedukation sind dabei stets Informationsvermittlung, emotionale Entlastung und das Aufzeigen fortlaufendender Therapiemöglichkeiten in Kooperation mit anderen Praxen und Institutionen. Allem voran steht die Hilfe zur Selbsthilfe, um der hilfesuchenden Person zu ermöglichen, zu mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstwirksamkeit zu gelangen (Vogel, 2022).

Wie ich in meinem Praktikum bereits an vielen Stellen feststellen konnte, spielt Psychoedukation auch bei TALENT SAFARI eine zentrale Rolle. Insbesondere bei der Besprechung der Ergebnisse einer psychologischen Diagnostik werden den Eltern stets die individuellen Herausforderungen und Probleme erklärt. In diesem Zusammenhang sind die Safari-Guides Kathi und Tom auch bemüht, Weiterbehandlungsempfehlungen verständlich zu erläutern. Eine Weiterbehandlung kann entweder bei TALENT SAFARI selbst erfolgen (z. B. mit bestimmten Förderangeboten) oder auch bei anderen Behandelnden (z. B. kinderpsychiatrische Praxen).

Wenn ich zum Ende dieses Eintrags im Safari-Logbuch hin also noch einmal den Bogen zu meinem Psychologiestudium spanne, dann kann ich feststellen, dass das Beobachten von psychoedukativen Interventionen in der Praxis für mich einen großen Mehrwert bietet. Sie ist ein zentraler Bestandteil im Rahmen einer psychologischen Beratung mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern, um positive Entwicklungsprozesse sicherzustellen.

Sina Eloisa Horle

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Referenzen

Vogel, H. (2022, 26. Januar). Psychoedukation. In M. A. Wirtz (Hrsg.): Dorsch Lexikon der Psychologie. Bern: Hogrefe. Verfügbar unter: https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/psychoedukation